A wie aber

Wenn der Kunde unser "ABER" hört, macht er den Laden dicht.

 

Ja, aber… schon, aber… gut, aber… durchaus, aber…sicher, aber.

Man kann es drehen und wenden wie man will. Der Begriff ABER – egal wie wir ihn verwenden – wirkt rasch negativ.

 

Einerseits sagen wir unserem Gesprächspartner damit, dass wir zwar seine Meinung hören, nun aber unsere Meinung folgt, die allein durch die Verwendung des Begriffes ABER automatisch als wichtiger, höher, relevanter oder sogar korrekter positioniert wird. Dass sich unser Gesprächspartner in diesem Moment weder akzeptiert noch wertgeschätzt fühlt, hat einen Grund. Es liegt daran, dass wir in genau diesem Moment seine Autonomie [>A wie Autonomie] unter­graben. Sein Recht auf Selbstbestimmung. Das Recht also auf eine eigene Meinung. Mit der Verwendung des Begriffes ABER zeigen wir, dass wir seine Mei­nung nur scheinbar respektieren und unsere Meinung als wichtiger bewerten.

 

Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass wir vor dem ABER  erwähnen, dass wir seine Argumentation nachvollziehen können oder seine Wünsche durchaus verstehen. In dem Moment, in dem wir das ABER verwenden, wird nahezu alles, was wir vorher – vielleicht sogar in bester Absicht – aufgebaut und formuliert haben, neutralisiert.

 

Alles, was wir vor dem ABER sagen,

 wird durch das ABER gelöscht.

 

Wie war das noch gleich, früher, als man ein Mädchen gefragt hat ob es mit dir gehen will? Da sagte sie doch: „Bernhard – ich mag dich sehr – ich bin gerne mit dir zusammen – wir verstehen uns wirklich gut…Pause… aber…

Bingo! Und bei jedem Atemzug des Mädchens haben wir gedacht: „Ok, bring dein Aber, so reicht es eventuell noch für ein neues Date.“ (Nun ich habe gehört, dass dies so läuft. Selber habe ich so etwas natürlich nie erlebt. :)

 

Ohne ABER zu argumentieren und zu diskutieren, ist eine Kunst. Sie ist nicht einfach, aber erlernbar. Aha! Sie haben es bemerkt. Ich habe gerade ein ABER verwendet. Und das ist auch eine der beiden Ausnahmen, die die Verwendung von ABER erlauben. Die erste ist dann gegeben, wenn wir damit niemandem widersprechen. Beispiel: „Wir schlagen Ihnen zwei Varianten vor. Bei der Ersten haben wir uns an die klassische Form gehal­ten. Bei der Zweiten aber haben wir neue Möglichkeiten gesucht.“ Da wir hier niemandem widersprechen, ist die Verwendung von ABER durchaus ge­rechtfertigt.

Die zweite Ausnahme findet sich immer dann, wenn wir eine negative Wirkung mit der Verwendung des ABER etwas abschwächen wollen. So kann es in einem Feedback-Gespräch durchaus sinnvoll sein, wie folgt zu formulieren: „In diesem Punkt bin ich mit deiner Leistung nicht zufrieden, aber diese Arbeit hier hast du hervorragend umgesetzt.“

 

Wie kann es uns also gelingen, das ABER nicht mehr zu verwenden? Denn es aktiviert sich in uns fast wie ein Reflex. Wir formulieren es, ohne dass es uns bewusst wird.

Ein Versuch liegt darin, es durch ein anderes Wort zu ersetzten. Im Deutschen Sprachraum ist dies durchaus möglich. In der Schweizer Mundart je nach Region jedoch wesentlich anspruchsvoller.

Als Ersatz verwendbar sind etwa Begriffe wie „jedoch“, „wobei“, „indes/-indessen“, „auf der anderen Seite“, „wobei“ oder etwa „dennoch“. Wenn man etwas studiert, bieten sich mit Sicherheit noch andere Begriffe an. Und dennoch bleibt bei jedem dieser Ausdrücke ein kleines ABER haften. Und auch dann, wenn wir einen Ersatzbegriff verwenden wollen, setzt sich das ABER in seiner reinen Form in den meisten Fällen immer wieder durch. Grund: Die Macht der Gewohnheit.

       Die zweite Version ist zwar radikaler, dafür aber umso effektiver. Einer­seits sorgt sie für klare Verhältnisse, andererseits ist sie etwas an­spruchs­voller in der Anwendung. Es geht darum, das ABER ganz weg­zu­lassen, also auch nicht durch einen anderen Begriff zu ersetzen.

Warum das sinnvoller ist, liegt daran, dass das ABER ein sogenanntes Bindewort ist. Und wie der Name schon sagt, verbindet es Sätze. Wann immer wir also ein anderes Bindewort verwenden wollen, laufen wir Gefahr, das bekannteste zu verwenden. Daher gilt es also, diesen Mechanismus zu unterbrechen.

       Das geht an sich ganz einfach mit einem Punkt. Der Punkt ist quasi der natürliche Fressfeind des Bindewortes. Wo ein Punkt ist, können keine Sätze mehr verbunden werden. Und wo keine Sätze verbunden werden können, gibt es auch keine Daseinsberechtigung für das ABER.

Das geht dann so: „Ich sehe Ihren Standpunkt – PUNKT – was halten Sie daher von folgendem Vorschlag?“ oder: „Ich verstehe Ihr Anliegen. Darf ich Ihnen dazu noch folgende Informationen geben?“ Eine weitere Umsetzung ist: „Danke für Ihre Ansicht. Können Sie sich vorstellen,…“. Eine besonders wirksame Formulierung ist auch: „Ich kann Ihre Bedenken sehr gut verstehen. Aus diesem Grund…“

 

Mehr darüber und auch über weitere Aspekte der zwischenmenschlichen Kommunikation lesen Sie in meinem Buch "in dubio Prosecco".